Über meine Krankheit - Hodgkin Lymphom (Lymphdrüsenkrebs)
- Elena Vogt
- 7. Sept. 2018
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Sept. 2018
Das Hodgkin Lymphom, auch bekannt als Morbus Hodgkin oder Lymphdrüsenkrebs, ist eine seltene, bösartige Erkrankung des Lymphsystems.
Jährlich zählt man in Deutschland "nur" 2600 Neuerkrankungen, was im Vergleich zu anderen Krebsarten eine niedrige Zahl ist. (Im Vgl. an Brustkrebs erkranken jährlich ca 70.000 Frauen )
Trotz der Seltenheit zählt das Hodgkin Lymphom zu den am besten behandelbaren Krebsarten und ist glücklicherweise in den meisten Fällen heilbar.
Als mir die Diagnose "Lymphdrüsenkrebs" gestellt wurde, hatte ich keine Ahnung, was da eigentlich genau erkrankt ist. Ich wusste nicht mal, dass es ein Lymphsystem gibt, geschweige denn welche Aufgaben es in unserem Körper übernimmt.
Deshalb habe ich mich für das eigene Verständnis ein bisschen in die Materie reingefuchst und ein paar grundlegende, kurze Infos für alle die sich für die Krankheit und deren Behandlung interessieren, zusammengestellt:
Das Lymphsystem
Unser Körper verfügt über zwei große und wichtige Transportsysteme:
das Blutgefäßsystem und das Lymphsystem - wobei letzteres bedeutend unbekannter ist.
Das Lymphsystem ist Teil des unseres Immunsystems und schützt uns vor Infektionen.
Es durchzieht den gesamten Körper und besteht aus
a) Lymphgefäßen,
b) Lymphatischen Organen (Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, Knochenmark, etc.)
c) Lymphflüssigkeit (Lymphe); sie enthält Immunzellen, d.h. bestimmte weiße Blutkörperchen namens Lymphozyten
Die Lymphgefäße durchziehen den ganzen Körper und transportieren schädliche Stoffe wie Zelltrümmer oder Fremdköper (Viren & Bakterien) zu den Lymphknoten.
Diese fungieren dann als „Klärwerke“, welche die schädlichen Stoffe herausfiltern, zerstören und somit den Körper vor Krankheit/Infektionen schützen.
Daher wird das lymphatische System auch als „körpereigene Müllabfuhr“ bezeichnet.
Was ist das Hodgkin Lymphom und wie entsteht es ?
Das Hodgkin Lymphom beginnt meist in einem einzigen Lymphknoten und verteilt sich von dort über die Lymphgefäße im Lymphsystem und kann sich daher im gesamten Körper verbreiten und dabei auch Organe außerhalb des Lymphsystem befallen.
Der Krebs entsteht durch eine genetische Veränderung der weißen Blutkörperchen (B-Zellen).
In der Regel erkennt und kontrolliert der Körper solche genetischen Veränderungen, doch die Ausnahme bestätigt die Regel.
Manchmal schaffen es die abnormen Zellen, sich den Kontrollen des Körpers zu entziehen. Folge ist, dass sich die Zellen unkontrolliert teilen - zunächst in den Lymphknoten, welche dadurch in ihrer Größe zunehmen - und zunehmend gesundes Gewebe bzw. funktionierende weiße Blutkörperchen verdrängen.
Gibt es eine (äußere) Ursache für die Krankheit?
Bis heute konnte die Forschung keine eindeutigen Ursachen für die Entstehung eines Hodgkin Lymphoms finden. Im Fokus stehen verschiedene Einflussfaktoren wie das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber), jedoch tritt die Erkrankung auch auf, ohne dass ein solcher Einflussfaktor vorliegt.
Symptome: Wie macht sich das Hodgkin Lymphom bemerkbar?
Die Frage, wie ich gemerkt habe dass ich krank bin, wird mir wahrscheinlich am häufigsten gestellt und bekommt daher einen eigenen Beitrag.
Das Fiese an der Krankheit ist, dass sie sich oft unbemerkt einschleicht und sich allenfalls durch eine uneindeutige, allgemeine Symptomatik zeigt, die auch viele andere Ursachen haben könnte und daher selten für besondere Aufmerksamkeit sorgt.
Bei den meisten Betroffenen äußert sich die Erkrankung das erste Mal durch schmerzlose Schwellung der Lymphknoten - häufig im Hals- oder Brustbereich.
Zudem stellt sich manchmal eine sogenannte B-Symptomatik (wichtig bei Stadieneinteilung) ein, die sich durch häufiges Fieber, Nachtschweiß oder ungewollten Gewichtsverlust darstellt.
Ein weiteres Symptom, das hingegen nicht zu den Risikofaktoren gezählt wird, ist der sogenannte "Alkoholschmerz", mit dem auch ich Erfahrung machen musste .
Immer wenn ich auch nur einen Schluck Alkohol getrunken habe, hat mein Brust- und Halsbereich angefangen höllisch weh zu tun. Teilweise waren die Schmerzen so stark und einengend, dass ich kaum noch sitzen konnte und Probleme beim Atmen bekam.
Auch Juckreiz, Leistungsknick oder dauerhafte Müdigkeit können Begleitsymptome der Krankheit sein.
Wie wird das Hodgkin Lymphom behandelt?
Die Behandlung ist grundsätzlich immer eine Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung, jedoch kann bei fortgeschrittenem Stadium und intensiver Chemo manchmal auf Bestrahlung verzichtet werden.
Anzahl und Intensität der Chemotherapie variieren je nach Stadium.
Das Hodgkin-Lymphom wird je nach Ausbreitung in Stadien von 1 bis 4 eingeteilt.

Stadium 1
Befall einer Lymphknotenregion oder ein einziger lokalisierter Befall außerhalb des Lymphsystems
Stadium 2
Befall von zwei/mehr Lymphknotenregionen einer Seites des Zwerchfells
Lokalisierter Befall außerhalb des Lymphsystems + Befall von Lymphknotenregionen auf gleicher Seite des Zwerchfells
Stadium 3
Befall von zwei/mehr Lymphknotenregionen bzw. von Organen außerhalb des Lymphsystems auf beiden Seiten des Zwerchfells
Stadium 4
Nicht lokalisierter, diffuser Befall eines/mehrerer extralymphatischer Organe mit oder ohne Befall von lymphatischen Gewebe
Zusatz A
Es liegt keine B-Symptomatik vor (Nachtschweiß, Fieber, Gewichtsverlust)
Zusatz B bei B-Symptomatik
Zusatz E (= Extranodaler Befall)
Das Lymphom hat sich – ausgehend von der (oder den) befallenen Lymphknotenregion(en) –auf ein einzelnes, benachbartes nicht-lymphatisches Organ/Gewebe ausgebreitet
Meine Diagnose
Meine Diagnose lautet Hodgkin Lymphom im Grenzbereich zwischen Stadium 2AE und 4A.
Die reine Ausbreitung meines Lymphoms entspricht einem Stadium 2AE, da sich der Befall ausschließlich oberhalb des Zwerchfells befindet.
Der Grenzbereich ergibt sich durch ein nicht vertretbares Bestrahlungsfeld - hinsichtlich der Spätfolgen - bei Behandlung nach dem Stadium 2 entsprechenden Schema (2 Zyklen BEACOPP, 2 Zyklen ABVD)
Somit erhalte ich nun die stärkere Chemotherapie (4-6 Zyklen BEACOPP bzw. BrECADD), die dem Behandlungsschema für Stadium 4 entspricht, mit dem Ziel eventuell auf Bestrahlung verzichten zu können oder zumindest das Bestrahlungsfeld so klein wie möglich zu halten um Spätfolgen zu minimieren.
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